Bad Homburg, 29.11.2022 20:38 Uhr
Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann
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Auf einer Weihnachtsfeier in Bad Homburg treffen sich der Nikolaus, das Christkind und der Weihnachtsmann. Nein, das ist kein Witz. Diese drei weihnachtlichen Figuren treten an vielen Orten gleichzeitig auf, denn sie sind eng miteinander verwandt. Wie, das erklären wir jetzt.Im Mittelalter wurde der heilige Nikolaus als Geschenkebringer verehrt. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Bischof der Stadt Myra, die heute an der türkischen Südküste liegt. Dort hatte sich der Kirchenmann um das Jahr 300 einen Namen als Kämpfer für Entrechtete und Arme gemacht. Als Sohn reicher Eltern soll Nikolaus sein gesamtes ererbtes Vermögen den Armen gegeben haben. Berichtet wird, wie er Armen geholfen hat, wie er eine Hungersnot abwenden konnte und dass er sogar Tote auferweckt habe.
Die Vorstellung, Nikolaus schleiche sich nachts mit seinen Gaben ins Haus, könnte auf einer Legende beruhen, nach der Bischof Nikolaus abends prall gefüllte Geldbeutel über die Mauer in ein Grundstück geworfen habe. Damit habe er eine arme Familie davor bewahrt, die Töchter in ihrer Not in ein Bordell verkaufen zu müssen. Weil Nikolaus ein Bischof war, findet man gelegentlich Schokoladen-Nikoläuse, die eine Bischofsmütze tragen und einen Bischofsstab halten.
Nikolaustag war das große Geschenkfest
Die Masse der Schoko-Nikoläuse sind gleichzeitig Weihnachtsmänner. Sie schleppen einen Sack, in dem man Geschenke vermuten darf, und manche tragen noch eine Rute. Diese Rute gehört dem Knecht Ruprecht. Denn in den Legenden aus dem Mittelalter bekommt der Heilige Nikolaus noch einen Gehilfen an seine Seite, den Knecht Ruprecht*(siehe Hörtipp am Ende des Artikels). Während der Nikolaus der Gütige ist, bestraft Knecht Ruprecht die Verfehlungen mit seiner Rute. Trotz dieser pädagogischen Maßnahmen war der Todestag des Heiligen Nikolaus, der 6. Dezember, das große Fest, an dem die Kinder beschenkt wurden. Weihnachten spielte noch keine Rolle.
Martin Luther empfahl den „Heiligen Christ“
Martin Luther wollte die Heiligenverehrung in den Nikolausbräuchen zurückdrängen und empfahl den „Heiligen Christ “ als Geschenkebringer. Mit diesem protestantischen Heiligen meinte Luther also den auferstandenen Herrn, den Christus, den Herrn und Erretter der Welt, der Weihnachten auf die Welt kommt. Das wurde missverstanden, und so wurde der kindliche Jesus als Christkind verniedlicht. Heute erscheint das Christkind wie ein engelhaftes Wesen, von dem man nicht einmal sagen kann, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Tatsächlich hat sich das Schenken zum Weihnachtsfest erst im 19. Jahrhundert nach und nach durchgesetzt und die Nikolausgeschenke deutlich verdrängt.
Der Weihnachtsmann ist der neue Nikolaus
In Süddeutschland hoffen die Kinder auf die Geschenke des Christkindes, im Norden und Osten fiebern sie dem Weihnachtsmann entgegen. Wie der aussieht, weiß jedes Kind. Er trägt einen dicken roten Mantel und hat einen weißen Bart. Tatsächlich ist der Weihnachtsmann niemand anderes als der Nikolaus. Und das kam so: Im Mittelalter waren es vor allem Kaufleute und Seefahrer, die den heiligen Nikolaus verehrten und ihre Bräuche auch in die neue Welt mitnahmen. Dort wurde er „Santa Claus“ genannt und kam mit seinen Geschenkpaketen auf einem von fliegenden Rentieren gezogenen Schlitten daher. Nachts steigt er durch den Kamin um die Geschenke im Haus zu verteilen.
In Nordamerika wurde aus dem Nikolaus der Weihnachtsmann, wie wir ihn kennen. Aber da mischen noch andere Männer in dicken Mänteln mit wie Väterchen Frost, der aus Russland kommt oder der Nikolaus, der in Lappland wohnt und die Menschen mit Rute und Nüssen auf den langen und kalten Winter vorbereitet. Die Deutsche Post weiß, wo alle die Geschenkebringer wohnen und bietet den Kindern an, „selbst einen Brief an den Weihnachtsmann, das Christkind oder den Nikolaus zu schreiben und zu verschicken und eine persönliche Antwort zu bekommen“.
Hörtipp:
Deutschlandfunk Audiotek: Knecht Ruprecht, Krampus und Co.
(Der dunkle Dezember und seine grausigen Gesellen)
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Text und Bild: Hans Genthe