Durch die Karwoche auf Ostern zu

Wir gehen durch die Tage der Karwoche. Eine Zeit der besonderen Festtage. Die Geschichten der Bibel zu dieser Zeit berühren den Kern unseres Glaubens. Wie Jesus mit seinen Freunden Abendmahl feiert, wie er verraten wird. Sie berichten von seiner Angst und seinem Gebet. Sie erzählen, wie er verhört wird und wie sie ihn quälen. Sie berichten von der bitteren Furcht seiner Freunde, von ihrem Verrat. Sie erzählen davon, dass Jesus an Karfreitag umgebracht wird. Es gibt keinen Zweifel: Jesus ist tot. Er wird ins Grab gelegt.

Die Geschichten der Bibel berühren auch unser Menschsein unmittelbar. Wir spüren die Not. Wir erkennen in ihnen sehr klar unsere kleine und große Welt weit von Gott entfernt. Elementar und zugleich komplex geht es um viel Gegensätzliches an diesen Tagen: Zweifel und Gewissheit, Abwesenheit und Dasein, Aufruhr und Ruhe. Die Tage der Karwoche zeigen das Ausgeliefertsein und das Angewiesensein des Menschen sehr verdichtet.

Wir gehen durch die Tage der Karwoche auf Ostern zu. Wir wissen an allen Tagen der Passionszeit, dass bald der Ostermorgen anbrechen wird. Wir glauben, dass durch Christus auch unser Lebenshorizont verschoben ist. Denn an Ostern zeigt sich: Gott ist stärker als der Tod.

Wir gehen durch die Tage der Karwoche auf Ostern zu. Und uns bleibt nichts, als Vertrauen zu haben. Aber das ist ja nicht nichts, denn dieses Vertrauen bezieht sich auf die Berichte der Evangelien, es ist gewachsen in unserer Vergangenheit und wir teilen es in der christlichen Gemeinde. Wir feiern jedes Jahr Ostern; unser individuelles Leben und unser Leben in der Welt entspringt aus der Osterhoffnung und mündet in ihr.

Claudia Biester