Bad Homburg, 22.12.2022 16:00 Uhr
"Bitte nicht betreten" - Gedanken zur Weihnacht
Gedanken zum Weihnachtsfest 2022 von Dekan Michael Tönges-Braungart
„Bitte nicht betreten“ – zwei solche Schilder findet man an der lebensgroßen Weihnachtskrippe aus Holz, die in Bad Homburg auf dem Vorplatz des Kurhauses aufgebaut ist. Vor der Krippe ist ein kleiner, hüfthoher Zaun, den man aber leicht überklettern kann.
Im vergangenen Jahr ist eine der Krippenfiguren aus Holz gestohlen worden: der Hund. Bislang ist er nicht wieder aufgetaucht. Und bei der Figur der Maria hat irgendjemand wohl zwei Finger abgesägt. Deshalb sind wohl die Schilder angebracht worden: Bitte nicht betreten. Ob es etwas nutzt? Wenn man genau hinsieht, fällt noch etwas auf: Die Krippenfiguren sind angekettet. Dazu sah man sich wohl genötigt, damit nicht nur der Hund verschwindet.
Nun kann man sich darüber amüsieren, dass das alles doch etwas merkwürdig anmutet – oder unfreiwillig komisch. Oder man kann beklagen, wie weit es denn gekommen ist, dass Diebe sogar vor einer Krippe nicht zurückschrecken. Man mag darüber sinnieren, ob jemand sich eine geklaute Krippenfigur – und wenn’s auch nur der Hund war – zu Hause in den Garten stellt oder ob es sich bei dem Diebstahl nur um einen Akt von Vandalismus gehandelt hat…
Man mag auch darüber nachdenken, was denn die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland gemacht hätten, wenn sie damals in Bethlehem das Schild „Bitte nicht betreten!“ vorgefunden hätten. Die Hirten hätten es wohl nicht lesen können und deshalb einfach ignoriert. Und die Weisen? Hätten die sich einfach als VIPs darüber hinweg gesetzt? Oder hätten sie sich durch das Schild abschrecken lassen?
Wie dem auch sei - für mich hat die Krippe mit diesem Schild und den angeketteten Figuren einen ganz tiefen symbolischen Wert. Fernab von aller Krippen-Idylle und Krippen-Romantik, die ich ja auch mag und die für mich zu Weihnachten dazugehört. Auch zu Hause bauen wir jedes Jahr liebevoll unsere Krippe auf. Aber die Krippe zeigt ja gerade kein Idyll, sondern harte Realität.
Die Botschaft von Weihnachten erzählt von der Menschwerdung Gottes. Sie erzählt, von Gott, der sich als Mensch zeigt; ja, der Mensch wird in einem Kind. In ei-nem Kind, das unter ärmlichen Umständen zur Welt kommt und für das es keinen Platz in der Herberge gibt.
Für mich kommt diese Botschaft gerade in der Krippe am Bad Homburger Kurhaus mit dem Schild „Bitte nicht betreten“ und den angeketteten Figuren ganz deutlich zum Ausdruck.
In einem alten Weihnachtslied heißt es von Jesus:
Er kommt aus seines Vater Schoß
und wird ein Kindlein klein,
er liegt dort elend, nackt und bloß
in einem Krippelein.
Er äußert sich all’ seiner G’walt,
wird niedrig und gering
und nimmt an sich ein’s Knechts Gestalt,
der Schöpfer aller Ding’.
Jesus - das Kind in der Krippe – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Wie angekettet an die ärmlichen Umstände, unter denen seine Geburt vor sich ging. So wie Menschen oft gefangen sind in den Umständen, in denen sie leben.
Das Kind in der Krippe – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Vielleicht auch deshalb: Bitte nicht betreten?
Vielleicht deshalb dieses Schild, das Einhalt gebietet? Denn es hindert daran, sich sofort auf die Figuren zu stürzen und sie zu vereinnahmen. Vielleicht auch deshalb, weil man sich dem Geheimnis dieses Kindes vorsichtig und behutsam annähern muss. Sie wie man überhaupt einem Geheimnis nicht mit Brachialgewalt begegnen darf, wenn man es nicht zerstören will.
Das Kind in der Krippe in Bad Homburg – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Es weckt den Beschützerinstinkt – nicht nur bei der Stadtpolizei und bei den Menschen, die staunend vor der Krippe stehen.
Vielleicht gehört es ja zum Geheimnis von Weihnachten, dass diejenigen, die das Kind in der Krippe beschützen und behüten und bewahren möchten, auf einmal spüren, dass es genau andersherum ist. Und dass dieses Kind nämlich uns beschützt und behütet und bewahrt. Weil uns in ihm Gott selber mit seiner Menschenfreundlichkeit begegnet.
Bitte nicht betreten – wir müssen nicht über den Zaun klettern, um zu Jesus, dem Kind in der Krippe zu gelangen. Aber unser Herz über den Zaun werfen – das können wir schon.
„Bitte nicht betreten“ – zwei solche Schilder findet man an der lebensgroßen Weihnachtskrippe aus Holz, die in Bad Homburg auf dem Vorplatz des Kurhauses aufgebaut ist. Vor der Krippe ist ein kleiner, hüfthoher Zaun, den man aber leicht überklettern kann.
Im vergangenen Jahr ist eine der Krippenfiguren aus Holz gestohlen worden: der Hund. Bislang ist er nicht wieder aufgetaucht. Und bei der Figur der Maria hat irgendjemand wohl zwei Finger abgesägt. Deshalb sind wohl die Schilder angebracht worden: Bitte nicht betreten. Ob es etwas nutzt? Wenn man genau hinsieht, fällt noch etwas auf: Die Krippenfiguren sind angekettet. Dazu sah man sich wohl genötigt, damit nicht nur der Hund verschwindet.
Nun kann man sich darüber amüsieren, dass das alles doch etwas merkwürdig anmutet – oder unfreiwillig komisch. Oder man kann beklagen, wie weit es denn gekommen ist, dass Diebe sogar vor einer Krippe nicht zurückschrecken. Man mag darüber sinnieren, ob jemand sich eine geklaute Krippenfigur – und wenn’s auch nur der Hund war – zu Hause in den Garten stellt oder ob es sich bei dem Diebstahl nur um einen Akt von Vandalismus gehandelt hat…
Man mag auch darüber nachdenken, was denn die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland gemacht hätten, wenn sie damals in Bethlehem das Schild „Bitte nicht betreten!“ vorgefunden hätten. Die Hirten hätten es wohl nicht lesen können und deshalb einfach ignoriert. Und die Weisen? Hätten die sich einfach als VIPs darüber hinweg gesetzt? Oder hätten sie sich durch das Schild abschrecken lassen?
Wie dem auch sei - für mich hat die Krippe mit diesem Schild und den angeketteten Figuren einen ganz tiefen symbolischen Wert. Fernab von aller Krippen-Idylle und Krippen-Romantik, die ich ja auch mag und die für mich zu Weihnachten dazugehört. Auch zu Hause bauen wir jedes Jahr liebevoll unsere Krippe auf. Aber die Krippe zeigt ja gerade kein Idyll, sondern harte Realität.
Die Botschaft von Weihnachten erzählt von der Menschwerdung Gottes. Sie erzählt, von Gott, der sich als Mensch zeigt; ja, der Mensch wird in einem Kind. In ei-nem Kind, das unter ärmlichen Umständen zur Welt kommt und für das es keinen Platz in der Herberge gibt.
Für mich kommt diese Botschaft gerade in der Krippe am Bad Homburger Kurhaus mit dem Schild „Bitte nicht betreten“ und den angeketteten Figuren ganz deutlich zum Ausdruck.
In einem alten Weihnachtslied heißt es von Jesus:
Er kommt aus seines Vater Schoß
und wird ein Kindlein klein,
er liegt dort elend, nackt und bloß
in einem Krippelein.
Er äußert sich all’ seiner G’walt,
wird niedrig und gering
und nimmt an sich ein’s Knechts Gestalt,
der Schöpfer aller Ding’.
Jesus - das Kind in der Krippe – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Wie angekettet an die ärmlichen Umstände, unter denen seine Geburt vor sich ging. So wie Menschen oft gefangen sind in den Umständen, in denen sie leben.
Das Kind in der Krippe – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Vielleicht auch deshalb: Bitte nicht betreten?
Vielleicht deshalb dieses Schild, das Einhalt gebietet? Denn es hindert daran, sich sofort auf die Figuren zu stürzen und sie zu vereinnahmen. Vielleicht auch deshalb, weil man sich dem Geheimnis dieses Kindes vorsichtig und behutsam annähern muss. Sie wie man überhaupt einem Geheimnis nicht mit Brachialgewalt begegnen darf, wenn man es nicht zerstören will.
Das Kind in der Krippe in Bad Homburg – der Welt und den Menschen ausgesetzt und wehrlos. Es weckt den Beschützerinstinkt – nicht nur bei der Stadtpolizei und bei den Menschen, die staunend vor der Krippe stehen.
Vielleicht gehört es ja zum Geheimnis von Weihnachten, dass diejenigen, die das Kind in der Krippe beschützen und behüten und bewahren möchten, auf einmal spüren, dass es genau andersherum ist. Und dass dieses Kind nämlich uns beschützt und behütet und bewahrt. Weil uns in ihm Gott selber mit seiner Menschenfreundlichkeit begegnet.
Bitte nicht betreten – wir müssen nicht über den Zaun klettern, um zu Jesus, dem Kind in der Krippe zu gelangen. Aber unser Herz über den Zaun werfen – das können wir schon.