Bad Homburg, 13.03.2025 12:30 Uhr
Vier Gemeinden "in einem Boot"

Vier Perspektiven auf den Nachbarschaftsraum Friedrichsdorf
Was haben ein Paddel, eine Trompete, eine Laterne und ein abstraktes Gemälde (240 x 160 cm) in einem Gottesdienst zu suchen?Mit diesen Gegenständen stellten sich am Sonntag 9.3.2025 die Mitglieder des Verkündigungsteam im evangelischen Nachbarschaftsraum Friedrichsdorf vor. Pfarrerin Ulrike Maas-Lehwalder, Pfarrerin Gundula Guist, Pfarrer Reiner Guist und Pfarrer Dr. Thomas Krenski betreuen sind seit 1.1.2025 nicht nur mehr „ihre“ Gemeinden in Köppern, Friedrichsdorf, Burgholzhausen und Seulberg zuständig. Sie übernehmen als Team Verantwortung für den aus den vier Kirchengemeinden gebildeten und von der Dekanatssynode Hochtaunus eingerichteten „Nachbarschaftsraum Friedrichsdorf“. Sie stehen für die Seelsorge, die Gottesdienste und die Kasualien (Taufen / Hochzeiten / Bestattungen) zur Verfügung. Das „Verkündigungsteam“ denkt darüber hinaus in die Zukunft und bringt Konzepte für eine künftig fusionierte Kirchengemeinde in die Beratungen der Steuerungsgruppe und der Kirchenvorstände ein.
Also, so Pfarrer Reiner Guist: „Wir sitzen alle in einem Boot!“ Und das Paddel, das er als einstiger Veranstalter von Kanufreizeiten für Jugendliche der Gemeinde entgegenhält, hilft Richtung halten, verhindert das Kentern und lenkt die Fahrt.
Seine Frau und Kollegin Gundula Guist hält ihre Trompete hoch und empfindet die Vielstimmigkeit des Klangkörpers „Posaunenchor“ als ermutigende Metapher für das künftige Miteinander, das Einzelstimmen benötige, die zusammenklingen. Und schon ist sie mit ihrem Instrument auf der Empore der Seulberger Kirche verschwunden und bläst im Burgholzhäuser Posaunenchor mit.
Pfarrerin Ulrike Maas-Lehwalder hält eine Laterne hoch, in der ein flackerndes Licht einen vagen Schein verbreitet. Sie will vorsichtig tastend ihre Lebens-, Glaubens- und Berufserfahrung einbringen. Sie spricht persönlich und beeindruckt die Zuhörerinnen und Zuhörer durch ihre Authentizität.
Pfarrer Dr. Thomas Krenski weist auf ein mit den Konfirmandinnen und Konfirmandinnen erstelltes Altargemälde, das Mut mache, Gott immer neu und jenseits eingefahrener Phrasen zu denken und zu entdecken. Er will über allen Strukturreformen und also auch im neuen Nachbarschaftsraum weniger von der Kirche und mehr von Gott sprechen, der weitet, der befreit, der Räume eröffnet und offenhält, der tröstet und herausfordert. Es gehe ihm um Inhalte, die Halt geben. Krenski zitiert den Propst für Rhein-Main Oliver Albrecht, der seinen Kolleginnen und Kollegen im vergangenen zugerufen hatte: „Werden Sie ein Geistlicher, bleiben Sie Theologin, das ist unsere erste und größte Aufgabe in einer Kirche, die sich verändert wie seit 500 Jahren nicht. Helfen Sie mit, zu erklären und zu leben, was protestantischer Glaube heute meint.“
Dazu erbat Dekanin Dr. Juliane Schüz den 4 Pfarrerinnen und Pfarrer Gottes Segen. Sie erinnerte daran, dass dieser Segen nicht eine göttliche Legitimation eines kirchenreformerischen Projektes sei. Der Segen solle ermutigen, den synodal beschlossenen Systemwechsel zu gestalten und zur Kommunikation des Evangeliums zu nutzen.
Pfarrer Dr. Krenski gab am Ende des Gottesdienstes eine mit Applaus quittierte Beobachtung wieder. Es liefe zwar zwischen den Mitgliedern des Verkündigungsteams, der Steuerungsgruppe und den bisherigen Kirchengemeinden nicht immer alles glatt, es sei aber ein gutes Gefühl, nicht allein, sondern zu viert in der Kirchenbank zu sitzen.
Dass Vielfalt und Einheit sich nicht widersprechen, sondern bedingen, brachten der aus dem Friedrichsdorfer Chor LaChorale und dem Kirchenchor der ev.-luth. Kirchengemeinde Seulberg gebildete Projektchor unter der Leitung von Sophie Schumbert und David Högermeyer zu Gehör. Organist Johannes Wunsch leitete mit einer polyphonen bachschen Fuge zur Begegnung im Seulberger Gemeindehaus ein. Man war im Gespräch miteinander, mit der Präses der Dekanatssynode Susanne Kuzinski, dem Begleiter der Friedrichsdorfer Steuerungsgruppe Dr. André Jacob und Dekanin Dr. Juliane Schüz.
Man konnte spüren, dass das Psalmwort, unter dem der Gottesdienst stand, nicht nur ein Wort blieb, sondern eine Verheißung enthielt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9)