Bad Homburg, 01.10.2024 11:15 Uhr
Mit Verkündigungsteams in die Zukunft – die Synode des Evangelischen Dekanats Hochtaunus hat getagt
Am 27. September 2024 tagte die Synode des Evangelischen Dekanats Hochtaunus im Gemeindesaal der Kirchengemeinde in Gonzenheim. Neben einer Ansprache der Dekanin Juliane Schüz, den Berichten von Präses Susanne Kuzinski und der stellvertretenden Dekanin Claudia Biester stand vor allem die Bildung der Verkündigungsteams in den Nachbarschaftsräumen und die damit zusammenhängende Zuweisung von Stellen für den Zeitraum 2025-2029 im Mittelpunkt der Beratung. Der vorgestellte Vorschlag wurde von der Synode konstruktiv und interessiert beraten und wird nun im Detail ausgearbeitet. Beschlussfassung über die Stellenzuweisung von Pfarr- und erstmals auch Kirchenmusikstellen und Stellen des Gemeindepädagogischen Dienstes erfolgt im November.
Im Dekanat angekommen
In ihrer kurzen Ansprache an die Synode erzählte Dekanin Juliane Schüz von ihrem Ankommen im Dekanat: „Ich habe Ihnen vor einem Jahr vorgestellt, dass ich die Kirche im Dialog weiterentwickeln möchte“, so Juliane Schüz. „Und gefühlt war ich bisher dauernd im Dialog.“ Sie habe in den Gesprächen mit Leitungsteam, Pfarrer:innen und vielen engagierten Ehrenamtlichen sowohl Arbeitsschwerpunkte und Herausforderungen, als auch Aufbruch, neue Formen und schöne Seiten des Kirchenlebens kennengelernt. Sie verband ihre Rede mit einem herzlichen Dank an die stellvertretende Dekanin Claudia Biester, die auch in der Zeit ihres Teildienstauftrags nach dem Mutterschutz „die täglichen Aufgaben für zwei aktuell noch übernimmt“. Sie freue sich auf den Dialog mit der Synode, denn: „Unser Dialog über die Strukturen unserer Kirche ist kein Selbstzweck oder Paragraphenreiten. Wir übernehmen Verantwortung für die Formen, Orte, Arten und Weisen, in denen wir uns als Christinnen und Christen, als Kirche versammeln.“
Ein Rundblick durch das Dekanat
Der Bericht der Präses Susanne Kuzinski war – neben einigen formalen Informationen aus der Leitung des Dekanats – vor allem auch ein Ausblick auf die kommenden Schritte im Transformationsprozess und eine Ermutigung, weiter den Aufbruch zu leben. Mit dem Beginn des Gebäudeentwicklungsprozesses, den Planungen zur Umstellung der Gemeindeverwaltung und der Entscheidung zur Rechtsform kämen weitere große Schritte auf das Dekanat und seine Nachbarschaftsräume zu. Sie ermutigte die Synodalen, sich gerade auch auf die Wahl der Rechtsform zu konzentrieren, denn dies brauche nicht nur Zeit, sondern auch informierte Auseinandersetzung. „Emotionen spielen natürlich auch eine Rolle“, so Susanne Kuzinski, und sie forderte auf: „Gehen Sie sorgfältig damit um. Bauen Sie Vertrauen auf, denn es wird der Grundstein für eine neue und dauerhafte Zukunft.“
Gute Dinge entstehen schon jetzt
Auch stellvertretende Dekanin Claudia Biester warf ein Schlaglicht auf die vielen – auch personellen – Veränderungen und Aktivitäten in Dekanat und Verwaltung, die sie hautnah erlebe.
So sei die Gemeindeübergreifende Trägerschaft (GüT) der Kindertagesstätten ein sehr vielfältiger Arbeitsbereich. Wie fast überall seien die Arbeitsbelastung der Fachkräftemangel wichtige Themen, aber es gäbe auch viele gute Erfahrungen und eine gelingende Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsstelle und den Einrichtungen.
Besonderen Raum nahm in ihrem Bericht auch der Dank ein: „Ich danke Ihnen, dass Sie alle den Prozess ekhn2030 mittragen. Es kostet Zeit und Kraft“, so Claudia Biester. „Aber es entstehen schon gute Dinge. Persönlich – nicht zuletzt als Gemeindepfarrerin in einem Nachbarschaftsraum, zähle ich die vielen engagierten Menschen dazu, die ich kennenlerne und den Perspektivenwechsel, der jetzt beginnt. Vielen Dank für Ihre Arbeit und – noch wichtiger – für Ihre Bereitschaft, es für möglich zu halten, dass „Kirche“ auch in anderen Formen gut sein kann.“
Verkündigungsteams ersetzen Pfarrstellenbemessung
Im Anschluss erläuterte stellvertretende Dekanin Claudia Biester den Vorschlag zur Einrichtung von Verkündigungsteams und die damit zusammenhängenden Stellenzuweisungen für die Nachbarschaftsräume. „Dieser Stellenplan ist völlig anders als alles, was wir bisher in unserer Kirche hatten“, erklärt Claudia Biester. „Wir betrachten nicht mehr einzelne Gemeinden, sondern bilden Verkündigungsteams in den Nachbarschaftsräumen. Wir schauen nicht nur auf Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern integrieren auch Kirchenmusik und Gemeindepädagogischen Dienst in den Plan.“ Damit seien auch zukünftig überall ein naher Kontakt zur Kirche und eine kirchliche Versorgung möglich, denn man trage diese Aufgaben gemeinsam. Die Verkündigungsteams für die Nachbarschaftsräume werden aus mindestens 4 Vollzeitäquivalenten, davon mindestens 3 Pfarrstellen, bestehen. Insgesamt werden im Dekanat Hochtaunus im neuen Bemessungszeitraum bis Ende 2029 von derzeit 36 in zwei Schritten 9 Pfarrstellen – eine davon im überregionalen Seelsorgedienst – wegfallen. Im Bereich der Kirchenmusik werden 4 Stellen (derzeit 4,5) und im Gemeindepädagogischen Dienst 7 (derzeit 7) Stellen erhalten. Erhalten bleibt die Pfarrstelle der Waldenser Kirchengemeinde in Dornholzhausen, die aufgrund des konfessionellen Status vorerst noch einen besonderen Schutz genießt. Nicht in diesen Plan einbezogen sind auch alle Stellen, die gemeindeeigen finanziert sind. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir den leider notwendigen Stellenabbau in vollem Umfang durch Ruhestandsversetzungen schaffen“, so Claudia Biester und Dekanin Juliane Schüz ergänzt: „Wir haben sogar jetzt während des Prozesses Interesse, im Usinger Land zwei Pfarrstellen neu zu besetzen, da wir perspektivisch mehr Ruhestandsversetzungen haben, als wir brauchen.“
Ein Lösungsvorschlag für die Nachbarschaftsräume
Der vorliegende Vorschlag kam auf der Synode zur ersten Beratung und wird nach detaillierter Ausarbeitung erst im November der Synode zur Abstimmmung vorgelegt. Die verbleibenden Pfarrstellen und Stellen von Kirchenmusik und Gemeindepädagogischem Dienst sollen sich nach derzeitiger Vorlage bis Ende 2029 wie folgt verteilen (in Klammern der Abgang/Zugang): Das Verkündigungsteam im Nachbarschaftsraum Bad Homburg soll insgesamt 4,5 Pfarrstellen (-2), 1 Kirchenmusikstelle (-0,67) und 1 Stelle im Gemeindepädagogischen Dienst umfassen. Der Nachbarschaftsraum Friedrichsdorf soll 3 Pfarrstellen (-1) und 1 Stelle im Gemeindepädagogischen Dienst (+0,25) erhalten. Im Raum Oberursel-Steinbach sollen 5,5 Pfarrstellen (-2,5), 1 Kirchenmusikstelle und 1 Stelle im Gemeindepädagogischen Dienst (+0,25) erhalten bleiben. Das Verkündigungsteam im Usinger Land Nord soll aus 5 Pfarrer:innen, 1 Kirchenmusiker:in (+0,5) und 1 Person (+0,25) im Gemeindepädagogischen Dienst bestehen. Im Usinger Land Süd sollen 4,5 Pfarrstellen (-1,5) und 1 Stelle (-0,25) im Gemeindepädagogischen Dienst errichtet werden. Die kirchenmusikalische Stelle, die bisher in dieser Region angesiedelt war, wird nominell dem Usinger Land Nord zugeordnet, aber in beiden Nachbarschaftsräumen wirken. Bei den dekanatsübergreifenden Pfarrstellen wird bis Ende 2029 eine Stelle der Klinik- und Hospizseelsorge wegfallen. Von den zwei verbleibenden Stellen ist eine weiterhin für die Klinikseelsorge an den Hochtaunuskliniken vorgesehen. Wie die weitere Stelle dann eingesetzt wird, lässt der Vorschlag noch offen. „Wir wollen hier bewusst abwarten, wo im Dekanat zu dieser Zeit wirklich Bedarf besteht“, erklärt Claudia Biester.
Konstruktive Beratung
Der vorliegende Sollstellenplan ist ein Entwurf des Dekanatssynodalvorstandes (DSV), der auf der Vorlage einer Arbeitsgruppe aus allen Berufsgruppen und Nachbarschaftsräumen basiert. Die Beschlussfassung über die Zuweisungen wird nach weiterer Detaillierung auf einer Synode im November erfolgen. Bei der Erstellung des Vorschlags hat man sich an den Leitlinien der Landeskirche orientiert. „Wir ordnen die Stellen aller drei Berufsgruppen den Nachbarschaftsräumen zu – im Schlüssel von 80% nach Gemeindegliedern und 20% nach Fläche - und wir wollen nach Möglichkeit bestehende Arbeit auch weiterführen“, so Claudia Biester. „Wir glauben, dass wir mit diesem Vorschlag einen guten Weg gefunden haben.“ Der Präsentation folgte eine konstruktive und interessierte Beratung durch die Synodalen, die den Wunsch hatten, dass insbesondere derzeitige Stelleninhaber:innen in die Detailplanungen mit einbezogen werden. „Heute ging es erst einmal ums Gerüst und Prinzip“, versicherte Präses Susanne Kuzinski die Einbindung der Betroffenen. „Für den nächsten Schritt gehen wir natürlich in Gespräche mit Beteiligten vor Ort, um den Plan gut auszuarbeiten.“