Bad Homburg, 20.04.2020 09:18 Uhr
Wie feiern wir Gottesdienst, wenn wir nicht in die Kirche gehen können?
Andacht von Claudia Biester, stellvertretende Dekanin des Evangelischen Dekanats Hochtaunus
Vor einer Woche war Ostern. Ein in vielerlei Hinsicht besonderes Osterfest. Wie haben Sie Ostern gefeiert? Vielleicht hat Sie ein Osterbrief Ihrer Kirchengemeinde erreicht. Konnten Sie das Glockengeläut hören und haben Ihnen die Nachbarn einen Ostergruß zugerufen? Wie wird es weitergehen? Diese Frage war an den Ostertagen deutlich zu hören. Wir spüren, dass wir Hoffnung, und Kraft, Solidarität und Gottvertrauen verbunden mit einer Menge Realitätssinn und Nachdenken, Abwägen und Diskussion brauchen, um diesen Weg miteinander zu gehen. Nicht fest steht, wie wir zu Entscheidungen kommen, welche Annahmen uns leiten, welche Prioritäten gesetzt werden.Die Kirchengemeinden haben sich in dieser Osterzeit auf den Weg gemacht, um nach Formen zu suchen, wie Gemeinschaft trotz Kontaktbeschränkungen gelebt werden kann. Schmerzhaft zu spüren ist im Verzicht, dass Sich-Zusammenfinden für das Glaubensleben konstitutiv wichtig ist. Präsenz und Identität der Kirche sind erkennbar in den praktischen Vollzügen. Sie sollen in Wort und Tat Zeugnis davon geben, dass der Lebendige nahe ist. Seelsorgeangebote und diakonisches Handeln gehören dazu. Einkaufen für andere, Kontakt halten, Fürbitte. Gemeinden probieren jetzt Online-Gottesdienste aus, vor allem für die eigene Gemeinde. Es ist viel los in unseren Kirchengemeinden, trotz abgesagter Veranstaltungen. Alte Formen werden neu entdeckt. Das Abendgeläut als Ruf in die Gebetsgemeinschaft; es werden Gottesdienste zu Hause gefeiert, mit denen, die unter einem Dach leben. Pfarrerinnen und Pfarrer stellen kleine Liturgien zur Verfügung; Hauskreise treffen sich per Videogespräch. Da ist von Kreuzwegen zu hören, von Telefonaten oder auch von buntbemalten Steinen, die sich auf Spazierwegen finden lassen. Eine Menge kreativer Ideen, die von Hoffnung erzählen wollen, Verbundenheit ausdrücken und die den gesundheitlichen Schutz für andere ernst nehmen. Lebendig und nah versuchen Kirchengemeinden zu sein und man hört von guter Resonanz. Auch die sozialen Netzwerke sind voll mit Berichten und Impulsen. Es ist eine Zeit, in der Glaubensvorräte angefragt sind. Geschichten und Bilder, Gebete und Lieder - sie sind für alle da und sie bergen einen Schatz an Deutungsmöglichkeiten. Man darf sie sich leihen, mitnehmen, behalten. Diese Zeit zeigt uns vielfach auch ein individuelles Glaubensbewusstsein. Wir können eine Menge lernen.