Geistliche Impulse
Die Herrnhuter Tageslosung
Bad Homburg, 05.11.2024 15:06 Uhr

Oratorienkonzert in der Erlöserkirche Bad Homburg

Im September 1824 wurde in Oberösterreich einer der größten Symphoniker der Musikgeschichte geboren: Anton Bruckner. Die Erlöserkirche Bad Homburg feiert den 200. Geburtstag des bedeutenden Komponisten mit einer seiner Messen für Chor, Solisten und Symphonieorchester: Am Sonntag, dem 24. November kommt um 17.00 Uhr in der Erlöserkirche die Messe in d-Moll zur Aufführung. Diese Messe Nr. 1 ist das erste groß besetzte und groß angelegte Werk Bruckners, mit welchem er 1864 seinen Durchbruch als Komponist erleben durfte. Das Symphonieorchester bringt die avancierte Harmonik des Werks zum Leuchten, während die Stimmen des Chores und der Solisten demütiges Flehen, dunkle Mystik ebenso wie triumphale Klangsteigerungen und rauschendes Pathos zum Ausdruck bringen.

Kontrastiert werden die romantischen Klänge Bruckners durch ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, Alfred Schnittkes „Requiem“. Mit seiner farbigen Besetzung (neben den Hauptinstrumenten Orgel und Klavier sowie Trompete und Posaune kommen unter anderem zwei elektrische Gitarren, Celesta, Flexaton, Glocken, Vibraphon, Marimbaphon u.v.m. zum Einsatz) und seiner klugen Verbindung von archaischen und modernen Elementen hinterlässt das Werk einen tiefen Eindruck.

Alfred Schnittke wurde 1934 in Engels an der Wolga als Sohn einer wolgadeutschen Lehrerin und eines jüdischen Journalisten geboren. Er wurde in Wien und Moskau als Pianist, Dirigent und Komponist ausgebildet, war Kompositionslehrer am Konservatorium in Moskau und später an der Musikhochschule Hamburg. 1990 übersiedelte er nach Hamburg und starb dort 1998. Sein Schaffen umfasst etwa 70 Filmmusiken, neun Symphonien, drei Opern und viele weitere Instrumental- und Vokalwerke.

Schnittke komponierte sein „Requiem“ in den Jahren 1974/75, es wurde 1976 in Tallinn uraufgeführt. Seinen Stil bezeichnete er selbst als „polystilistisch“, das bedeutet, dass Stilelemente verschiedener Epochen und unterschiedlicher Herkunft in ein spannungsvolles Verhältnis treten. Traditionelle Formen wie Ostinati, Kanontechniken, Spiegelungen, Orgelpunkt, B-A-C-H-Motivik, gregorianische oder orthodoxe Kirchenmusik, aber auch moderne Techniken wie Aleatorik, Serialität, Minimal Music oder Cluster, schließlich eindringliche gestische und theatralische Elemente, Jazz, Sprechgesang, Rufe – all dies findet sich in seinem „Requiem“ und macht das Werk äußerst interessant und aktuell. Dass es dennoch nicht wie eine Ansammlung von Stil-Experimenten wirkt, ist der großen Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit der Person Schnittkes zu verdanken. Als Kind des kommunistischen Regimes sowjetisch erzogen, war er als Erwachsener doch praktizierender Katholik, und sein mystischer Glaube beeinflusste seine Musik.

Da es in der Sowjetunion nicht ratsam war, religiöse Musik zu schreiben, tarnte Schnittke sein „Requiem“ als Bühnenmusik zu Schillers „Don Karlos“. So wurde das Werk über zwei Jahre lang (Herbst 1977 bis Ende 1979) am Theater des Moskauer Stadtsowjets gespielt und diente – unsichtbar im Hintergrund des Bühnengeschehens – als Requiem für den Helden Marquis von Posa und seinen Freund und Gesinnungsbruder Don Carlos. Mit der Zeit hat sich das „Requiem“ jedoch aus diesem Bühnenzusammenhang gelöst und ist zu einem Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts geworden. Auch sein Komponist hatte in der Sowjetunion gegen Anfeindungen als „Neuerer“ zu kämpfen gehabt, wurde dann aber in der Perestroika-Zeit und nach der Auflösung der Sowjetunion weltberühmt.

Zwei bedeutende Werke zweier tiefgläubiger Katholiken, die beide Zeit ihres Lebens mit ungewöhnlichen Techniken und Klängen experimentiert haben, stehen sich also in unserem Konzert gegenüber. Mögen die Werke Anton Bruckners und Alfred Schnittkes sich in unserem Hör- und Musiziererleben gegenseitig befruchten und bereichern!

Mit dem Bachchor der Erlöserkirche singen Anne Schneider (Sopran), Ulrike Malotta (Alt), Aljoscha Lennert (Tenor) und Markus Flaig (Bass), sie werden begleitet von Musikern der großen Frankfurter Orchester. Die musikalische Leitung hat Susanne Rohn.

Zu den Konzerten gibt es Eintrittskarten zwischen € 40.- und € 8.- an der Abendkasse, im Online-Vorverkauf auf www.erloeserkirche-badhomburg.de (Rubrik Kirchenmusik > Konzerte > Kartenbestellung) sowie bei Tourist Info+Service Bad Homburg (Tel. 06172/1783-710).
teilen
   

Dekanat Bad Homburg Evangelisches Dekanat Hochtaunus, Dekanat Bad Homburg

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Ja, ich akzeptiere