Seulberger Thesenanschlag

Kinder haben Im Friedrichsdorfer Ortsteil Seulberg Thesen an die Kirchentür geschlagen. Mit seiner Aktion wenige Tage vor dem Reformationstag hat Pfarrer Thomas Krenski seine Religionsschüler der Klasse 4 der Seulberger Hardtwaldschule Luthers Thesenanschlag vom 31.10.1517 noch einmal erleben lassen. Damit reagiert Krenski auch darauf, dass die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen am 31. Oktober Halloween feiert, und nicht Reformation.

Die Schülerinnen und Schüler hatten nicht nur Hammer und Nägel dabei, sondern auch eine fast lebensgroße Lutherpuppe als Maskottchen. So erinnerten sie sich nicht nur an Luthers Thesenanschlag. Sie schrieben die Reformation fort. „Fand der Thesenanschlag tatsächlich statt?“ So sehr diese Frage für das Wittenberg des Jahres 1517 unbeantwortet bleiben muss, so sicher ist: Im Seulberg des Jahres 2022 fand er statt.

Einer hatte mit Hammer und Nägeln angeschlagen: „Ich verlange, dass die Schule den Kindern weniger Hausaufgaben aufgibt, weil die Kinder auch ihre Freizeit brauchen!“ Eine junge Protestantin hatte auf ihr Thesenblatt geschrieben: „Ich protestiere dagegen, dass Frauen weniger Geld kriegen, wenn sie das Gleiche wie Männer arbeiten.“ Andere fordern: „Mehr Laufen für das Klima, weil zu viel Auto gefahren wird!“ Klimapolitisch auch diese These: „Ich wünsche mir, dass weniger Müll produziert wird und die Natur mehr erhalten bleibt, weil sonst Lebensräume kaputt gehen!“ Oder politisch selbstbewusst: „Ich möchte, dass Kinder ab 12 wählen können, weil wir Kinder haben auch eine Meinung und die sollten wir auch sagen...“

Auch medienpolitische Thesen wie diese gibt es: „Ich möchte keine Werbung mehr im Fernsehen, weil das den Film oder die Serie unterbricht!“ Andere setzen sich mit dem Krieg in der Ukraine auseinander: „Ich protestiere, weil ich möchte nicht, dass der Krieg in der Ukraine weitergeht, weil im Krieg so viele Menschen sterben und er Angst und Chaos verbreitet!“ Und: „Ich möchte, dass der ukrainische Teil, der gewählt hat, nochmal wählen darf, weil sie unter Druck gesetzt wurden!“ Und dann eine These, die eine ukrainische Schülerin in ihrer Muttersprache niederschrieb und anschlug. Der Text in ukrainischer Schrift und Sprache, Aber das Bild: Hinter zwei grünen Bergen geht die Sonne auf.

Pfarrer Krenski lädt alle Seulberger und Interessierte der Reformation zum Gottesdienst am 31. Oktober um 19 Uhr ein, den Thesenanschlag zu betrachten und die Inhalte zu bedenken.