Bad Homburg, 14.08.2020 12:39 Uhr

Was hilft gegen Angst?

Andacht von Claudia Biester (stellv. Dekanin Dekanat Hochtaunus)

Was hilft gegen Angst? Wenn man bei Kindern eine Umfrage macht, bekommt man klare Antworten: „Mama und Papa“; „mein Kuscheltier“; „Licht anmachen“; „unser Hund“; „bei meiner Schwester im Zimmer schlafen“. Kinder und Erwachsene wissen: Angst haben ist schlimm. Herzklopfen, Schweißausbrüche und Enge, Unsicherheit.

Es gibt Angst, die geht weg, wenn man sich das Beängstigende vertraut macht. Die Angst vor fremden Menschen gehört vermutlich dazu und auch die Angst vor fremden Lebensformen. Aber es gibt auch Angst, die geht vom genaueren Hingucken nicht weg.

In diesem Jahr haben wir erfahren, dass gemeinschaftlicher, humorvoller Trotz ein Mittel ist, um gegen die allgemeine Angst anzukämpfen. Ein Beispiel von vielen: Wir müssen zu Hause bleiben, dürfen uns nicht treffen, also singen wir – jeder für sich und doch gemeinsam – auf Balkons. Weder sind wir alle stumm noch alleine. Das hilft.

Aber es gibt Angst, die wird auch durch sowas nicht weniger. Angst, weil es dunkel ist und kein Licht in Sicht. Angst, weil es einsam ist und keiner kommt. Angst, weil alles zu zerrinnen droht, Materielles oder gar das Leben. Es gibt Angst, die kommt immer wieder, in Träumen. Es gibt Angst, die ist einfach da.

Die biblische Tradition setzt Erzählungen von Gottes Güte gegen die Angst. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ - so notiert Jesaja Gottes Versprechen (Jesaja 41,10).

Von diesem Zusammenhang erzählt die Bibel oft. Ganz unterschiedlich sind die Geschichten, aber sie behaupten alle, dass wir gerettet sind, bevor wir versuchen, uns selbst zu retten. Da ist zum Beispiel die Geschichte von der Stillung des Sturms (Mk 4, 35-41) oder auch die Geschichte von Daniel in der Löwengrube (Daniel 6). Die Bibelgeschichten erzählen von Gott.

Selbstverständlich! Aber sie erzählen auch von Menschen; davon, dass Gottes Güte eine Antwort ist auf ihre Angst und etwas mit alltäglichen Nöten und mit dem alltäglichen Gelingen des Lebens zu tun hat. Angst, wird erzählt, ist trotzdem oft nicht überwunden; vielmehr brauchen alle Menschen (auch die in der Bibel) die Erfahrung der Güte Gottes immer wieder neu. Vielleicht auch deshalb laden diese Geschichten zum Anknüpfen ein und zum gemeinsam darauf hoffen, dass das Versprechen Gottes gilt; damit Zuversicht wächst, Freiheit und vielleicht ruhig auch ein wenig Mut und Trotz.

Ihre
Claudia Biester