Geistliche Impulse
Die Herrnhuter Tageslosung
Bad Homburg, 23.12.2024 15:00 Uhr

Krippengeschichten - Gedanken zur Weihnacht von Claudia Biester

Die Tiere an der Krippe - Ochs und Esel

Die Tiere zum Beispiel: Ochs und Esel – um sie ranken sich Legenden, dabei kommen die beiden in der Weihnachtsgeschichte der Evangelien gar nicht vor. Bei Lukas lesen wir, dass Jesus in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt wurde, von Ochs und Esel ist da keine Spur. Und doch sind sie aus einer Krippe nicht mehr wegzudenken. Ihr Atem wärme das Jesuskind, heißt es. Eine andere Legende erzählt, dass, als Maria und Josef unterwegs zum Stall waren, ein Engel über die Welt geflogen ist, um Tiere auszuwählen, die der jungen Familie Gutes tun könnten. Der Löwe wurde gefragt, aber er erschien dem Engel nicht geeignet, denn sogleich bot er an, jeden, der in die Nähe des Stalles kommen würde, zu zerreißen. Der Fuchs schied auch aus, er bot sich an, für Jesus etwas zum Essen zu stehlen; der Pfau wollte den Stall schmücken wie ein Königsschloss – das fand der Engel unpassend. Also fragte der Engel noch den Ochsen und den Esel: „Was könntet ihr denn anbieten?“ „Ach, eigentlich nichts“, sagte der Esel, „ich habe nur Geduld und einen starken Willen.“ „Naja, und ich“, sagte der Ochse, „ich könnte die Fliegen mit meinem Schwanz vertreiben.“ Das gefiel dem Engel und er nahm die beiden mit. Eine schöne Geschichte, die von Friedfertigkeit erzählt, aber biblisch ist sie nicht.

Es gibt auch eine biblische Herleitung, die ich skizzieren will, weil ich denke, dass man an ihr als an einem Beispiel etwas verstehen kann. Dass wir Ochs und Esel in unseren Krippen haben, hat seinen Ursprung – so eine sehr alte kirchliche Auslegungstradition - in einem Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jesaja 1,3). Sie geht auf die Zeit der Kirchenväter zurück, an die Schwelle zum dritten nachchristlichen Jahrhundert. Die Weihnachtsgeschichte wird dort mit dem Prophetenwort aus dem Alten Testament verknüpft und gedeutet. Nur, dass das Prophetenwort in einem ganz anderen Zusammenhang steht. Die Folge ist eine christliche Auslegung, die sich über das Judentum erhebt: Ochs und Esel erkennen ihren Herrn, das Volk Israel aber nicht. Mühsam aber sehr notwendig ist der Weg, jahrhundertealte antijüdische Auslegungstraditionen als solche zu erkennen. Sie hat eine große und schlimme Wirkung entfaltet.

Die Menschen - Maria, Josef, Jesus und die Hirten

Im Mittelpunkt der Krippe stehen Maria, Josef und das Kind. Maria, eine junge Frau. Sie hat es schwer, wird schwanger, ohne verheiratet zu sein. Es gibt viele traurige und unbarmherzige Geschichten davon, was Frauen und oft auch ihre Kinder erleben mussten, bis in unsere Gegenwart hinein. Marias Geschichte, wie sie sich in den Evangelien erhalten hat, erzählt etwas anderes. Ein Engel sagt ihr, dass sie Mutter von Gottes Sohn werden wird. Die Bibel weiß von tröstlichen, tapferen und mutigen Mariengeschichten und sie erzählt von Gottes Kraft, die über das uns als möglich Vorstellbare weit hinausgeht (Lukas 1,26-38).

Auch von Josef berichtet das Neue Testament. Weil Kaiser Augustus eine Steuerschätzung durchführen will, macht er sich auf in seine Geburtsstadt. Maria nimmt er natürlich mit. Das Matthäusevangelium erzählt, dass Josef überlegt, Maria zu verlassen. Ein Engel verhindert das. Er besucht Josef im Schlaf und erklärt ihm, was geschehen ist. Der Engel richtet Josef aus: „Bleib bei Maria. Das Kind ist Gottes Kind.“ (Lukas 2 / nach Matthäus 1,18-24)

Maria bekommt im Stall ein Kind. Diese Geburt bleibt nicht unbemerkt. Erste Besucher sind die Hirten. Sie sind die Ersten, die die Botschaft des Engels hören: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lukas 2,10 f)

Noch mehr Tiere an der Krippe - die Schafe

Zu den Hirten gehören die Schafe, sie kommen tatsächlich im Evangelium vor und das wird niemanden wundern. Wird denn ein Hirte seine Herde allein lassen? Wie Ochs und Esel ist auch das Schaf ein biblisches Tier. Es weist auf Jesu Bedeutung hin. Johannes der Täufer steht in einer Tradition und deutet aus ihr Christus, wenn er sagt: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Joh. 1,29).

Besucher von weit her - die Heiligen Drei Könige

‚Die Heiligen Drei Könige‘ fehlen noch. Vielleicht waren es Weise, wie Martin Luther übersetzt. Sie haben von der Geburt des Kindes in den Sternen gelesen. Ein neuer König ist geboren. Matthäus erzählt ihre Reisegeschichte spannend (Matthäus 2). Die Tradition hat ihnen dann nachträglich den Glanz von Königen angedichtet. Sie kommen zur Krippe mit ihren Reittieren und sie bringen Geschenke mit, Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die Botschafter - Engel

Und dann die Engel, fast sollte man sie als Erstes nennen. Boten Gottes, sie bringen die Weihnachtsbotschaft, singen von großer Freude für uns Menschen, weil Gott Wohlgefallen an uns hat. Die Engel preisen Gott: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“ (Lukas 2,14). Sie alle sind da, um auf das Kind zu zeigen. Das kleine, neugeborene Baby, in Windeln gewickelt. Christus. Heiland. An Weihnachten wird die Welt neu.

Frohe Weihnachten!

Ihre

Claudia Biester
Stellvertretende Dekanin

Alle verwendeten Bibel-Zitate stammen aus Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
teilen
   

Dekanat Bad Homburg Evangelisches Dekanat Hochtaunus, Dekanat Bad Homburg

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Ja, ich akzeptiere